In der Profiliertechnik forscht das PtU an mehreren Schwerpunktthemen: Energieeffizienz und Ressourcenschonung, hochpräzise Profile und neue Produktionskonzepte sowie neuartige Profilformen und Anlagenflexibilität. Dem Institut stehen mehrere Profilieranlagen verschiedener Größen zur Verfügung, auf denen neben konventionellen Gerüsten eine Vielzahl an Eigenentwicklungen, wie Kalibrier- und Spaltgerüste oder Gerüste mit zusätzlichen Freiheitsgraden zum Einsatz kommen. Um auch in Zukunft eine wirtschaftliche und gleichzeitig ökologisch verträgliche Produktion sicherstellen zu können, ist die ständige Neu- und Weiterentwicklung industrieller Fertigungsprozesse von entscheidender Bedeutung. Die Schwerpunkte am PtU liegen auf der Erforschung einer verbesserten Planbarkeit und Prozessführung mit einer Vielzahl verschiedener Ansätze.

Der hohen Wirtschaftlichkeit von Profilierverfahren steht oftmals ein hoher Justageaufwand der Anlage gegenüber. In der industriellen Praxis erfolgt die Feineinstellung der Umformgerüste auf Basis von Erfahrungswerten der Facharbeiter. Probleme hierbei führen zu erhöhtem Ausschuss und können lange Stillstandzeiten nach sich ziehen. Durch Integration von Sensorik in den Anlagen werden am PtU Ansätze der künstlichen Intelligenz in Form von Assistenzsystemen umgesetzt. Gewonnene Informationen über die Prozesskräfte und Antriebsmomente stehen dabei im Zusammenhang mit der Profilqualität und dem Energiebedarf des Prozesses. Daraus können zum einen die erforderlichen Justagemaßnahmen an den Facharbeiter formuliert werden, sodass der hohe Werkstoffausnutzungsgrad ohne Verschnitt und Ausschuss auch bei komplexen Profilen und häufigen Variantenwechseln aufrechterhalten wird. Eine kontinuierliche Prozessüberwachung ermöglicht zum anderen die Detektion zu schneller und zu langsamer Werkzeugrollen, die gegen den kontinuierlichen Profilvorschub arbeiten. Daraus abgeleitete Maßnahmen, wie frei drehbare Rollensegmente, Feinjustagen des Profilierspaltes oder eine gezielte lokale Einstellung tribologischer Eigenschaften, steigern die Energieeffizienz des Prozesses.

Die Anforderungen an die Maßhaltigkeit und das Produktverhalten steigen fortschreitend. Gleichzeitig nehmen Störeinflüsse wie schwankende Halbzeugeigenschaften bei hochfesten Materialien zu. Am PtU wird daher auf Basis von analytischen Modellen und sensorischen Messkonzepten erforscht, wie komplexe Profile hochpräzise und anforderungsgerecht gefertigt werden können. Hierfür werden verschiedene Maschinen- und Materialkonfigurationen in der FE-Simulation sowie in der Anwendung erprobt. Durch eine Rückführung der Messergebnisse in Kombination mit den analytischen Berechnungen des Verformungsverhaltens wird der Produktionsprozess optimiert. Auf Basis des zugrundeliegenden Materialverhaltens beim Profilieren können durch neuartige Richtkonzepte die für Profilfehler ursächlichen Längsdehnungen gezielt beeinflusst werden, sodass Problematiken beim konventionellen Richten durch Überbiegen infolge von Krümmungsüberlagerungen vermieden werden können.

Der Trend zur flexiblen Produktion mit kleinen Losgrößen und hoher Variantenvielfalt macht auch vor der Profiliertechnik nicht Halt. Um die hohe Wirtschaftlichkeit der Profilierprozesse bei großen Losgrößen mit schnellen Prozessgeschwindigkeiten auch auf kleinere Maßstäbe zu übertragen, ist eine Flexibilisierung der Anlagen und Prozesse notwendig. Flexibilisierung bedeutet gleichzeitig auch, dass über erweiterte Freiheitsgrade der Anlagentechnik das mögliche Produktspektrum wächst und beispielsweise anforderungsgerecht lastangepasste Profile mit variierenden Querschnitten und Dicken produziert werden können. Hierzu werden am PtU einerseits bestehende Anlagenkonzepte grundlegend neu gedacht und andererseits die Bedarfe von bis zu diesem Zeitpunkt nicht durch Profilieren herstellbarer Produkte durch die Entwicklung innovativer Neuanlagen gedeckt.