5 Fragen an Tilman Traub – Die Alumni Befragung des PtU
16.05.2024

Interview mit Dr.-Ing. Tilman Traub, Professor für Automatisierungstechnik in der Fertigung an der Hochschule Aalen. Tilman hat zwischen 2014 und 2019 am PtU promoviert und war ab 2015 Oberingenieur des Instituts.
Hallo Tilman, schön dass du für dieses Interview zur Verfügung stehst.
Warum hast du dich damals, 2014, für eine Promotion entschieden?
Der treibende Faktor für mich war vor allem weiter an spannenden Themen zu arbeiten, die ich bereits im Rahmen einer Hiwi-Tätigkeit kennenlernen durfte. Zur Wahrheit gehört aber auch: Ich hatte bereits viel Kontakt zum PtU, zudem wollte ich mir die Option einer späteren Professur offenhalten.
Welche Kernaspekte machen für dich die Arbeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter aus?
Es ist eine Kombination aus Flexibilität und Gestaltungsspielraum mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung, welches man so in der Industrie nach dem Berufseinstieg nur selten findet. Man bekommt die Möglichkeit, seinen eigenen Themenschwerpunkt frei auszugestalten. So kann man seinen Fokus auf Themen der Grundlagenforschung legen oder projektbezogen als eine Art industrienaher Forschungsmanager agieren.
Wie wird die TU Darmstadt und im speziellen das PtU in der Industrie wahrgenommen? Wie hat sich dies auf deine Jobsuche ausgewirkt?
Das PtU ist „DAS“ Institut in Deutschland (und darüber hinaus), wenn es um das Forschungsgebiet Rollformen geht. Da ich in dem Bereich tätig war und auch erst einmal bleiben wollte, habe ich mit verschiedenen Unternehmen aus der Branche gesprochen. Bei nahezu allen wäre ein Einstieg möglich gewesen. Sofern keine passende Stelle ausgeschrieben war, wären bei einigen Unternehmen für mich mit dem Stempel PtU eine entsprechende Stellen geschaffen worden. Das PtU ist in diesem Feld definitiv als „Sprungbrett“ zu bezeichnen.
Branchenübergreifend ist die Promotion aber kein Automatismus für eine steile Karriere in der Industrie, sie steht dieser aber natürlich auch nicht im Weg.
Du hast dich nach deiner Promotion dazu entschieden in der Industrie bei der Firma Dreistern dem Rollformen treu zu bleiben und hast jetzt deinen Weg zurück in die akademische Welt gefunden.
Mit welchen Themen beschäftigst du dich aktuell als Professor für Automatisierungstechnik in der Fertigung an der Hochschule Aalen, wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Da ich neu an der Hochschule bin, liegt der Fokus aktuell sehr stark darauf, meine Lehrveranstaltungen so zu strukturieren, dass ein reibungsfreier Ablauf gewährleistet wird und die Studierenden die Lernziele erreichen. Parallel dazu versuche ich, erste Forschungsanträge zu platzieren und hoffe, so meine eigene Forschungsgruppe aufbauen zu können. Thematisch werde ich mich dabei mit „intelligenter Automatisierung“ auseinandersetzen. Dabei will ich Lösungen erforschen, wie wissensbasierte Entscheidungsprozesse rund um die Fertigung durch Automatisierungssysteme (klassische Automatisierung, wissensbasierte Systeme, KI-unterstützte Entscheidungsfindung) unterstützt oder gar autonom gestaltet werden können. Grundsätzlich ist dieser Ansatz nicht mehr auf einzelne Umformverfahren begrenzt – gleichzeitig wird die Forschung im Gebiet der Umformtechnik mit angebundenen Fragestellungen wie z.B. Leichtbau aber sicher eine Art zweites Standbein für meine Forschung bleiben.
Und zum Schluss: Welchen Tipp würdest du Studierenden geben, die überlegen zu promovieren oder gerade mit einer Promotion gestartet sind?
Nutzt die Zeit, euch gezielt auszuprobieren: Macht mir Lehre Spaß? Bin ich der richtige Typ für universitäre Forschung oder doch eher ein anwendungsnaher Entwickler? Bin ich eher Organisator oder Tüftler im Detail? So viel Freiheit habt ihr später meist nie wieder.
