„Mir geht es um Inhalte“ Interview mit Dr.-Ing. Manuel Neuwirth

21.06.2022

Hallo Manuel, schön, dass das jetzt geklappt hat.

Karrieremäßig ist bestimmt einiges passiert seitdem Du das PtU verlassen hast. Was machst Du zur Zeit?

Seit Mitte 2018 bin ich bei meinem jetzigen Arbeitgeber, der GfS Hofheim (Gesellschaft für Sonder-EDV-Anlagen mbH) in der Entwicklung von Labormessgeräten beschäftigt. Mit Umformtechnik hat das tatsächlich nicht mehr viel zu tun. Das Design und die Entwicklung sind auf konventionelle Fertigung ausgelegt, sowie auf Spritzguss und Druckguss. Dennoch sind viele Inhalte und Erinnerungen aus dem Studium und der Arbeit an der Uni immer wieder sehr hilfreich.

Hat dir die Promotion weiter geholfen?

Ich habe mich aus persönlichem Interesse und Antrieb für die Promotion und die Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter entschieden. Sehr zufrieden war ich dann auch, als sie endlich erfolgreich abgeschlossen war.

Persönlich hat mir die Erfahrung sehr weitergeholfen. Eigenverantwortlich über mehrere Jahre ein Ziel zu verfolgen, während es vielfältigen weiteren Aufgaben und Herausforderungen zu begegnen gilt sehe ich als sehr gute Vorbereitung und Training an, für alles was danach noch kommen mag. Und tatsächlich kann man diese Erfahrungen in sicherer Umgebung machen, weil man im kritischen Fall vom guten Kollegium nicht alleine stehen gelassen würde.

Konntest du dadurch leichter Fuß fassen auf dem Arbeitsmarkt?

Nicht grundsätzlich. Es kommt wohl sehr darauf an, welche Tätigkeit man anstreben möchte. Für einige Positionen sind eine Promotion oder mehrjährige Berufserfahrung Voraussetzung. Für andere Stellen werden aber ggf. auch vermeintlich „günstigere“ Arbeitnehmer, oder solche die noch mehr formbar sind, gesucht.

Lohnt sich die Promotion finanziell?

Mir geht es bei meiner Tätigkeit nicht vordergründig ums Geld, sondern um die Inhalte. Wenn ich mich mit der Tätigkeit identifizieren kann, Interesse und Spaß daran habe, dann sind DAS die wichtigen Kriterien, um langfristig mit seinem Job zufrieden zu sein. Ich denke nicht, dass sich die Promotion finanziell lohnt. Dies sollte auf jeden Fall nicht die Motivation hierfür sein.

Bereits im Praktikum zwischen Schule und Studium habe ich erfahren, dass der Maschinenbediener in Schichtarbeit mehr verdient als der Ingenieur, welcher die Fertigungsplanung macht. Dies als Momentaufnahme. Der Schlosser oder Techniker hat vielleicht bereits mit 15 die Ausbildung begonnen und über viele Jahre bereits Gehalt/Lohn bekommen, während ein werdender Ingenieur noch die Schule und Studium abschließt. Wem es nur ums Geld geht, der sollte sich schon gar nicht für Maschinenbau entschieden haben, da bieten Elektrotechnik oder IT weitaus bessere Einkommensmöglichkeiten.

Wie blickst du auf die Zeit am PtU zurück? Was war das Schwierigste an der Promotion?

In Erinnerung sind mir vorwiegend die guten und spaßigen Dinge geblieben. Austausch, Zusammenarbeit und Unternehmungen mit den Kollegen. Auch der große Anlagenpark des PtU bietet jedem, dem es Spaß macht, die Möglichkeit mit den Händen zu Arbeiten und etwas Gegenständliches zu erschaffen.

Die Menge und Komplexität der Aufgaben, welche neben der eigenen Forschung noch zu bewältigen sind, sowie Zielkonflikte bringen natürlich auch Kopfzerbrechen mit sich. Die große Herausforderung der Promotion stellt sicherlich deren Abschluss und die Fertigstellung der Dissertation dar. Um hier den Bogen zu schlagen und ein konsistentes Gesamtwerk zu schaffen, welches die einzelnen Inhalte und Aspekte auf interessante Weise zusammenbringt, bedarf es Kreativität, Selbstreflektion und den nötigen Überblick.

Welchen Tipp würdest du Neulingen am PtU geben?

Am Anfang kann es schnell sehr viel werden. Es hilft, sich auf die Erfahrungen des Vorgängers und der anderen Kollegen zu verlassen und es schadet auch nicht, deren Herangehensweisen und Vorlagen am Anfang zu übernehmen. Mit der Zeit kann man sich bald einen eigenen Überblick verschaffen und den eigenen Stil ausarbeiten. Außerdem sammelt man automatisch viel Erfahrung und Ressourcen, mit welchen man die nebensächlichen Arbeiten und Aufgaben schnell und einfach erledigen kann, für welche man in der Anfangszeit noch viel Fleiß, Arbeit und Zeit investieren musste.

Grundsätzlich gilt: Durchhalten! Es liegt in der eigenen Verantwortung die eigene Forschungsarbeit und Zeit zur Aufbereitung im Fokus zu behalten. Wer eine Promotion anstrebt hat sich das vorher sicher gut überlegt. Vom eigenen Ziel sollte man sich nicht abbringen oder beirren lassen. Dranbleiben und es gegen Ende fokussiert zum Abschluss bringen.

Hast du das Gefühl mit deiner Forschung am PtU einen wichtigen Beitrag geleistet zu haben?

Grundlagenforschung in einer Nische ist recht spezifisch. Für die Menschheit war der Beitrag wohl kaum bemerklich. Innerhalb des Forschungsverbunds mit vielen beteiligten Disziplinen, welcher über 12 Jahre erfolgreich zum Abschluss gebracht werden konnte, sehe ich die Inhalte und Ergebnisse des Projekts jedoch als wichtigen Bestandteil und Bereicherung an.

Beschreibe deine Zeit am PtU mit einem Wort!

wassichnichtbiegenlässtmussbrechen!

Manuel, ich bedanke mich für das Gespräch.

(Interview geführt von E. Henkes)